27.06.2017
WICKEDE (RUHR). Warum hat Rektor Peter Zarnitz einen Polizei-Einsatz in der Sekundarschule der Gemeinde Wickede (Ruhr) rund zehn Tage gegenüber den Eltern verschwiegen? Und warum hat er auch den Schülern des Englisch-Erweiterungskurses des neunten Jahrganges nicht umgehend (wenigstens annähernd) erklärt, warum er zusammen mit vier Polizei-Beamten – mit teils offenbar griffbereiter Hand an der Dienstwaffe – einfach mitten in den Unterricht platzte und einen 16-jährigen Wickeder Schüler aus dem Raum abführte? – Denn in Folge der fehlenden Kommunikation des Schulleiters in diesem Fall brodelte schnell die Gerüchteküche, die bis hin zur unbewiesenen Vermutung eines ganzen Waffenarsenals in der elterlichen Wohnung des Schülers schäumte (wir berichteten exklusiv).
Spekulationen gab es umso mehr, da die Bildungseinrichtung den 16-Jährigen für eine Woche von der Schule verwies und niemand der Mitschüler erfuhr, was denn nun mit dem Jungen geschehen war.
Erst Recherchen unserer Redaktion brachten Licht ins Dunkel
Erst Hinweise auf den Fall an unsere Redaktion und entsprechende Recherchen brachten inzwischen Licht ins Dunkel (wir berichteten ausführlich).
In einer ersten spärlichen telefonischen Information gegenüber „wickede.ruhr HEIMAT ONLINE“ hatte Schulleiter Peter Zarnitz zwar einige der in der Schüler- und Elternschaft kursierenden Gerüchte als haltlos bezeichnet, allerdings manche wichtigen Fragen einfach unbeantwortet gelassen.
Schulleiter poltert oberlehrerhaft herum – statt Fakten zu liefern
Die Chance noch Ergänzungen oder sogar
konkrete Korrekturen an unserem ersten Bericht vorzunehmen, der ihm vor der
Veröffentlichung per E-Mail zuging, ließ er ungenutzt. Denn scheinbar stimmten die Fakten wohl.
Stattdessen schwang der studierte Sonderpädagoge allerdings die große Kritikkeule – ohne jegliche Differenzierung. So hieß es in seinem oberlehrerhaften Pauschalurteil wörtlich: „… Ihr Text ist unsachlich und vermischt Behauptungen und Vermutungen mit Tatsachen. … Die Absicht Ihres Textes insgesamt ist, den Leser zu verunsichern und weitere Gerüchte zu ermöglichen. …“
Nachweisliche Tatsachen statt haltloser Gerüchte
Dem ist jedoch nachweislich nicht so. Denn im Gegensatz zu dem „Geheimniskrämer“ Peter Zarnitz, der fast zehn Tage über den brisanten Fall schwieg, legte „wickede.ruhr HEIMAT ONLINE“ ganz deutlich offen, was nur Gerüchte waren und was Fakten sind.
So hieß es beispielsweise wörtlich in unserem Beitrag vom 24. Juni 2017: „…Im Widerspruch zu Spekulationen – aus den Reihen von Schülern und Eltern – über vermeintliche Funde von automatischen Schusswaffen bei dem Sekundarschüler erklärte Rektor Peter Zarnitz, dass die Polizei auf seinen Hilferuf hin in der Schule angerückt und ihn zu dem 16-Jährigen aus der Klasse 9 c begleitet habe. Denn er habe etwas von einem angeblichen Waffenbesitz bei dem türkischstämmigen Schüler mitbekommen. … Die Beamten hätten auch eine Softair-Pistole bei dem jungen Mann entdeckt, die für Unkundige wie eine echte Schusswaffe ausgesehen hätte, sagte Zarnitz. Mehr aber nicht.“
„Mehr aber nicht.“ – Kann man den in Schülern- und Elternschaft immer weiter wuchernden Gerüchten noch klarer als mit dieser deutlichen Aussage von „wickede.ruhr HEIMAT ONLINE“ widersprechen, um ihnen den Nährboden zu entziehen?
„wickede.ruhr HEIMAT ONLINE“ publizierte ja in dem ersten Beitrag zum Wochenende, wo leider vorab keine Pressestellen von den normal zuständigen Behörden mehr erreichbar waren, die von dem Schulleiter – wenn auch spärlich – mitgeteilten Fakten. Und dies im Gegensatz zu den haltlosen Vermutungen, die offenbar bei Schülern und Eltern kursierten.
Stellungnahmen von Schulträger und Schulaufsicht sowie Polizei eingeholt
Da es seitens des Schulleiters keine weiteren hilfreichen Äußerungen mehr gab, fragte unsere Redaktion direkt nach dem Wochenende am Montag (26. Juni 2017) zudem bei der Bezirksregierung Arnsberg als Schulaufsichtsbehörde, bei der Gemeinde Wickede (Ruhr) als Schulträger und bei der Kreispolizeibehörde Soest nach, was sie zu dem Einsatz und den Hintergründen berichten könnten.
Mit Polizei-Pressesprecher Jens Westhaus machten wir ein kurzes Interview. Dabei gab er erkenntnisreiche Antworten zu den wichtigsten Fragen. – Und erst nach einer schriftlichen Autorisierung des Frage-Antwort-Beitrages durch den Polizisten veröffentlichten wir das Interview.
Die schriftlichen Stellungnahmen von Bürgermeister Dr. Martin Michalzik (CDU) und Pressesprecher Benjamin Hahn von der Arnsberger Bezirksregierung veröffentlichten wir ebenfalls direkt nach Eingang in unserer Redaktion am 26. Juni 2017 als exklusive Beiträge. – Und zwar unverändert und ungekürzt!
Mehrere Mosaiksteinchen ergaben endlich ein gutes Gesamtbild
Aus jedem der Beiträge ergaben sich neue Mosaiksteinchen, die unseren Lesern ein eigenes gutes Gesamtbild des Vorfalls ermöglichten. – Angefangen von dem Polizei-Einsatz in der Schule über die brodelnde Gerüchteküche in Schüler- und Elternschaft bis hin zu allen bislang bekannten wichtigen Fakten.
Schüler, die Augenzeugen des Geschehens waren, bestätigten uns nachträglich nochmals die Richtigkeit der Schilderung und Eltern dankten uns für die Berichterstattung, denn von der Schulleitung hatten sie bis dato nichts erfahren.
Bürgermeister will künftig in ähnlichen Fällen von Schulleitung schnell informiert werden
Auch Bürgermeister Dr. Martin Michalzik, der erst durch „wickede.ruhr HEIMAT ONLINE“ von dem Polizei-Einsatz mit vier Beamten in der kommunalen Sekundarschule erfahren hatte, schien sich offenbar eine andere Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Schulleitung zu wünschen. Denn in seiner oben erwähnten Stellungnahme schrieb er: „Mit Herrn Peter Zarnitz habe ich vereinbart, dass die Gemeindeverwaltung Wickede (Ruhr) als Schulträger künftig noch am selben Tag informiert wird, sollte etwas Vergleichbares in der Zukunft noch einmal geschehen.“
Eine unmissverständliche Ansage an Zarnitz und Kollegen, aus der man den Missmut des Bürgermeisters über die für die Sekundarschule rufschädigende Kommunikationspanne förmlich heraushören kann!
Rektor möchte gerne Redaktion zum „Sündenbock“ machen
In einem Brief an die „lieben Eltern“ – der unserer Redaktion in Kopie zugespielt wurde – fand Peter Zarnitz allerdings schon im zweiten Satz seines Schreibens einen ganz anderen „Sündenbock“, der angeblich einen Kommunikationsfehler begangen hatte: die Redaktion von „wickede.ruhr HEIMAT ONLINE“, die den Polizei-Einsatz erst medial öffentlich gemacht und die Fakten in mehreren Beiträgen auf den Tisch gelegt hatte.
Wörtlich heißt es in dem Zarnitz’schen Schreiben: „Am Wochenende wurde (…) in einem Wickeder Online-Portal ein Text veröffentlicht, der dieses Ereignis aus meiner Sicht unsachlich darstellt.“
Beweise für diese dreiste Behauptung bleibt der wenig einfühlsame Pädagoge aber schuldig, der sich scheinbar immer noch nicht vorstellen kann, dass sich Eltern nach einem solchen Polizei-Einsatz – wie er am 14. Juni 2017 in der Sekundarschule stattfand – vielleicht Sorgen um die Sicherheit ihrer Sprösslinge machen könnten.
Wörtlich heißt es nämlich in dem Brief von Zarnitz: „Ich habe nicht rechtzeitig bedacht, dass ich die Eltern des 9. Jahrgangs hierzu hätte informieren sollen.“ – Ach ja, einen solchen Polizei-Einsatz mitten im Unterricht kann man ja auch mal in der Hektik des Schulalltages vergessen, wird sich da manche Mutter und mancher Vater denken. (Ironie)
Weiterer Beweis für erhebliche Kommunikationsschwächen
In seinem Schreiben an die Eltern vom gestrigen Montag verniedlicht Zarnitz übrigens das Ganze, indem er nicht von einer Softair-Waffe oder -Pistole spricht, die der 16-Jährige wohl nachweislich am 13. Juni 2017 auf dem Schulgelände mit sich führte, sondern nur von „Softair“. – Eine solche sprachliche Verniedlichung ist keine „weiche Luft“ sondern schon „starker Tobak“ und zeigt erneut die erheblichen Kommunikationsschwächen des Schulleiters.
Gefahren und Verletzungsrisiken durch Softair-Waffen
Zu Gefahren und Verletzungsrisiken durch Softair-Waffen mit geringer Geschossenergie heißt es auf der Eltern-Homepage http://www.kjat.de/kjtw/Elternseite/Gefaehrliche_Spiele.htm: „Kugeln aus solchen Softair-Waffen können durchaus schmerzhaft sein und zu blauen Flecken führen. Wenn jedoch das Auge getroffen wird, sind schwere Verletzungen fast zwangsläufig …“ Zudem erzeuge das Tragen einer solchen Waffe oft Angst bei anderen und berge das Risiko in sich, bei einer Auseinandersetzung „auszurasten“.
Das Tragen von Softair-Waffen, die echten Waffen nachempfunden und von diesen kaum zu unterscheiden seien, sei in der Öffentlichkeit – laut Waffengesetz – verboten, heißt es. Denn dabei handele es sich um so genannte „Anscheinswaffen“. Außerdem könne das Mitführen solcher Waffen unter Gleichaltrigen schnell zu einem Aufrüsten führen.
16-Jähriger nimmt wieder am Unterricht in der Sekundarschule teil
Umso erschreckender ist es da, dass der 16-jährige Schüler, der inzwischen wieder an die Sekundarschule zurückgekehrt ist, angeblich gegenüber Kameraden damit geprahlt haben soll, dass die Polizei zwar sein Zimmer durchsucht habe – nicht aber andere Räume in der elterlichen Wohnung, wo er weitere Waffen versteckt habe.
Dazu passt die Behauptung eines glaubwürdigen Mitschülers, der mindestens eine verbotene Stichwaffe und einen Schlagring bei dem 16-Jährigen gesehen haben will, wie er im Gespräch mit "wickede.ruhr HEIMAT ONLINE" mitteilte.
„Eine weitere Auskunft von meiner Seite erübrigt sich.“
Desto befremdlicher ist es, dass Rektor Peter Zarnitz eine berechtigte Nachfrage unserer Redaktion vom heutigen Dienstag (27. Juni 2017) leider unbeantwortet ließ und nur lakonisch schrieb: „Eine weitere Auskunft von meiner Seite erübrigt sich.“ – „wickede.ruhr HEIMAT ONLINE“ sieht dies anders und hätte weiterhin gerne Antworten von dem Schulleiter auf die folgenden Fragen:
– Ist man wirklich sicher, dass von dem jungen Mann keine Gefahr mehr für Mitschüler, Lehrer und andere ausgeht? Denn angeblich prahlt der Junge in seinem Bekanntenkreis ja damit, dass die Polizei seine in der elterlichen Wohnung (nicht in seinem eigenen Zimmer) versteckten Waffen nicht gefunden habe!
– Außerdem heißt es von anderer Seite, dass der Vater des Jungen schon längere Zeit im Urlaub sei. Haben Sie wirklich persönlich mit dem tatsächlichen Vater des Jungen gesprochen?
– Ist der betreffende Schüler inzwischen wieder im Unterricht und wird er auch im kommenden Schuljahr an der Sekundarschule verbleiben?
– Wie haben andere Schüler und deren Eltern inzwischen auf den Fall reagiert?
– Wie begründen Sie es, dass Sie in einem Brief an die Eltern schreiben, dass wir „unsachlich“ berichtet hätten? Bitte nennen Sie konkrete Punkte, die sachlich nicht stimmen.
ANDREAS DUNKER für „wickede.ruhr HEIMAT ONLINE“
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